Ärztliche Unterstützung – Mehr Personal ist besser für alle!
Aufruf für ärztliche Unterstützung für eine verbindliche Personalbesetzung an der Medizinischen Hochschule Hannover
Wir Ärzt:innen und Medizinstudierende wissen aus eigener Erfahrung, wie der aktuelle Personalmangel an der MHH die Versorgung der Patient:innen erschwert. Wir sehen tagtäglich die Folgen: Überlastung, angespannte Arbeitsatmosphäre, erschwerte Teamarbeit und eine ansteigende Quote krankheitsbedingter Ausfälle. Oft müssen Medizinstudierende Blut abnehmen und Infusionen anhängen, statt Unterricht am Krankenbett zu erhalten. Wichtige Operationen werden verschoben, Patient:innen müssen lange auf Untersuchungen warten, und der Stationsablauf verschiebt sich, weil der Patient:innentransport nicht rechtzeitig kommen kann.
Mit dem dramatischen Personalmangel in der Pflege und den nicht pflegerischen Bereichen verschlechtern sich auch die ärztlichen Arbeitsbedingungen – vor allem aber ist eine qualitativ gute medizinische und pflegerische Versorgung der Patientinnen und Patienten bedroht.
Bei einer Erhöhung von sechs auf sieben zu versorgende Patientinnen und Patienten pro Schicht und Pflegefachkraft steigt die Mortalität um sieben Prozent (1). Deutschland hat mit durchschnittlich 13 Patient*innen pro Schicht und Pflegefachkraft im europäischen Vergleich eine der schlechtesten Personalquoten (2).
In Niedersachsen konnten schon 2021 über 87 Prozent aller offenen Fachkräftestellen in der Alten- und Krankenpflege nicht besetzt werden. Konservativ geschätzt fehlten insgesamt etwa 5.000 qualifizierte Beschäftigte (3). Weitere ca. 40 % aller Beschäftigten überlegen aktuell, das Gesundheitssystem zu verlassen (4).
Verbindliche und bedarfsgerechte Personalbesetzungen können diesem Trend entgegenwirken. Aktuelle Studien zeigen auf, dass viele Pflegefachkräfte, die aufgrund von Überlastung Krankenhäusern den Rücken gekehrt haben, sich bei verbesserten Arbeitsbedingungen eine Rückkehr in den Beruf vorstellen können (5).
In den letzten Wochen und Monaten haben sich Beschäftigte zusammengeschlossen, um einen Tarifvertrag Entlastung an der MHH durchzusetzen. In dem Tarifvertrag soll festgelegt werden, wie viel Personal zur Versorgung der Patient*innen sichergestellt sein muss und bei Nichteinhaltung einen fest vereinbarten Belastungsausgleich vorsehen.
An der Charité ist die Personalbesetzung, seitdem dort 2021 der Tarifvertrag Entlastung abgeschlossen wurde, um über 300 Kolleg*innen gestiegen (6) und in den letzten Jahren wurden Entlastungs-Tarifverträge an 21 Krankenhäusern in Deutschland abgeschlossen.
Die Arbeit der Beschäftigten an der MHH für eine verbindliche Personalbesetzung begrüßen wir, denn mehr Personal ist besser für alle!
Wir rufen alle Ärztinnen, Ärzte und Medizinstudierenden dazu auf, sich auch im Alltag auf den Stationen für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit den nicht-ärztlichen Kolleginnen und Kollegen solidarisch zu zeigen und das ärztliche Interesse an einer interprofessionellen Zusammenarbeit im Krankenhausalltag zu demonstrieren. Krankenhaus ist Teamarbeit!